Auch wenn sich der Schlaf über die Lebensspanne deutlich ändert, sind nicht alle Veränderungen normal. Es gibt ernst zu nehmende Schlaf­erkrankungen, die mit dem Lebensalter zunehmen – wichtig ist, diese von normalen Veränderungen unterscheiden zu können.

Schlafstörungen sind höchst unterschiedlich und haben dennoch eines miteinander gemein: Die Lebens­qualität kann durch Schläfrig­keit, Erschöpfung, Gereizt­heit, mangelnde Leistungsfähigkeit bis hin zu depressiven Episoden deutlich eingeschränkt sein. Ob also eine Schlaf­störung tatsächlich behandlungsbedürftig ist, hängt maßgeblich von Ihrem Tagesbefinden ab!

Die nachfolgenden Erkrankungen werden kurz dargestellt. Bitte fragen Sie im Hinblick auf eine mögliche Erkrankung bei Ihnen auf jeden Fall Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Das gilt auch im Hinblick auf einen Zusammenhang mit anderen, vorhandenen Erkrankungen.

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Faltblatt "Ausgeschlafen im Alter"

Das Faltblatt gibt Tipps für ältere Menschen und deren Angehörige für einen gesunden und erholsamen Schlaf.

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Häufige Schlaferkrankungen im Alter

Chronische Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie)

Kurzfristige Phasen schlechten Schlafs sind allen Menschen bekannt: Dann hat man Schwierigkeiten einzuschlafen, oder wacht zu früh auf. Meist werden solche Phasen durch akuten Stress in schwierigen Lebenssituationen ausgelöst und vergehen in der Regel von selbst, wenn sich die Situation beruhigt. Halten diese Schlafschwierigkeiten jedoch über einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten an, treten sie mindestens dreimal pro Woche auf und mindern sie deutlich Ihr Befinden am Tage, spricht man von einer chronischen Insomnie, also einer Ein- und Durch­schlafstörung.

Bei älteren Menschen kann Schlafmangel das Auftreten von Stürzen und Konzentrationsstörungen begünstigen und die Fähigkeit zur Selbst­versorgung deutlich einschränken. Deswegen sollten länger anhaltende Schlafbeschwerden ärztlich abgeklärt werden. Hier ist Ihr Hausarzt / Ihre Hausärztin die erste Anlaufstelle. Erfolgreich bei der Behandlung der chronischen Insomnie ist eine Kombination von Verhaltens­strategien, Entspannungs­techniken sowie ein sorgsamer Umgang mit schlaffördernden Medikamenten. Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre „Medikamente – ab wann sind sie riskant? Ein Heft in Leichter Sprache“.

Kein Grund zur Beunruhigung besteht, wenn Sie sich trotz häufiger Schlafunterbrechungen meist ausgeruht fühlen, konzentriert sind und Ihre Alltagsaufgaben gut bewältigen können.

Ausgeprägte Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie)

Die Hypersomnie, ein übermäßiges Schlafbedürfnis, bezeichnet die Neigung, tagsüber gegen den eigenen Willen einzuschlafen, z. B. bei einem Konzertbesuch, als Beifahrer im Auto oder sogar während eines Gespräches. Diese Erkrankung ist nicht spezifisch für höheres Alter, doch können die Symptome leicht mit den veränderten Schlafgewohnheiten älterer Menschen verwechselt werden.

Wenn das Schlafbedürfnis zunimmt und etwa 11 Stunden übersteigt, wenn durch eine länger anhaltende „Schlaftrunkenheit“ deutliche Schwierig­keiten beim Wachwerden bestehen, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Schläfrigkeit ist dabei klar von dem Begriff der Müdigkeit zu trennen: Die Schläfrigkeit zeichnet sich vor allem durch das unfreiwillige Einschlafen aus.

Nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)

Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit von Atempausen während des Schlafes deutlich zu. Ein wichtiges Symptom ist unregelmäßiges Schnarchen, das durch Atemaussetzer unterbrochen wird. Diese nächtlichen Atempausen verursachen auch eine ständige Unterbrechung des Schlafes. Tief- oder Traum­schlaf­phasen werden nur eingeschränkt erreicht. Als Folge können Tages­schläfrig­keit, Konzen­tration- und Gedächt­nis­störungen zu einer verminderten Lebens­qualität führen.

Schlafbezogene Atmungsstörungen sollten ärztlich abgeklärt werden, da sie das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes steigern. Es gibt heute erfolg­reiche Behand­lungs­methoden, die zu einer deut­lichen Verbesserung des Befindens führen können.

Ruhelose Beine (RLS) und periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLM)

Als „ruhelose Beine“ (Restless Legs Syndrom = RLS) bezeichnet man Missempfindungen in den Beinen, vorwiegend in den Waden, die sich am Abend verstärken und bei Bewegung deutlich bessern. Manche Patienten empfinden dabei Schmerzen oder ein Druckgefühl, andere berichten von einem Kribbeln oder Stechen. Diese Symptome verzögern oder verhindern das abendliche Einschlafen.

Die Ursachen sind oft genetisch bedingt, aber auch Eisenmangel oder eine dialysepflichtige Nierenschwäche kommen dafür in Betracht. Das Restless Legs Syndrom tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Um zu einer Diagnose zu kommen, bedarf es nur selten einer Unter­suchung im Schlaflabor: Die Symptome sind so eindeutig, dass eine gezielte ärztliche Befragung der Betroffenen meist ausreicht.

Häufig treten zusätzlich zu dem Syndrom der ruhelosen Beine auch periodische, also wiederkehrende Muskelzuckungen in den Beinen oder Armen auf (Periodic Limb Movements = PLM). Diese Zuckungen führen dazu, dass Betroffene kurzfristig, aber sehr häufig aufwachen, was ihnen den tiefen Schlaf raubt oder das Einschlafen verhindert. Die Ursache ist ihnen jedoch nicht bewusst. Als Symptome werden daher eher Tagesschläfrigkeit und unruhiger Schlaf genannt. Periodische Muskelzuckungen kommen bei etwa 44 Prozent der über 65-Jährigen vor; sie lassen sich nur anhand einer Schlaf­untersuchung entdecken. Auch Medikamente können ein PLM und das Restless Legs Syndrom verschlim­mern. Dazu gehören die meisten Antidepressiva, Neuroleptika sowie Arzneien gegen Übelkeit, ebenso Antihistaminika.

Beide Arten von Bewegungsstörungen nehmen mit dem Alter zu. Wenn die Erprobung von warmen oder kalten Bädern (Kneipp´sche Güsse), regelmäßigem Sport oder Beinmassagen zu keiner Besserung führt, werden sie vorwiegend medikamentös behandelt.

Schlafstörungen als Symptom anderer Erkrankungen

Ein- und Durchschlafstörungen können auch durch andere chronische Erkrankungen verursacht werden. Dazu gehören

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris
  • (Alters-) Depressionen
  • Typ 2-Diabetes
  • Lungen- und Atemwegs­erkrankungen wie Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • chronische Schmerzen des Bewegungs­apparates
  • (nächtliche) Blasen­schwäche
  • Wassereinlagerungen in den Beinen
  • Sodbrennen
  • Demenz

Zudem zeigen auch viele Medikamente als mögliche Nebenwirkung eine schlafstörende Wirkung.

Schlafstörende Medikamente

Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten, die durch ihre Inhaltsstoffe oder Wirkung den Schlaf negativ beeinflussen können. Die nachfolgende Auflistung von Arzneimitteln ist nicht als vollständig anzusehen, auch hat nicht jedes Arzneimittel dieser Gruppen eine schlafstörende Wirkung.

Beraten Sie sich ausführlich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu allen Medikamenten, die Sie einnehmen, und lesen Sie aufmerksam die Beipack­zettel. Häufig hilft auch schon eine andere Einnahmezeit (z. B. morgens statt abends), um mögliche Schlafstörungen zu verringern.

  • Antibiotika
  • Cholesterinsenkende Medikamente
  • Schmerz- und Migränemittel
  • Schilddrüsenhormone
  • entwässernde, harntreibende Medikamente, die zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen eingesetzt werden wie Diuretika, Betablocker, Kalziumagonisten, Amiodaron
  • Medikamente zur Behandlung von Asthma (Theophyllin, Clenbuterol)
  • Kortisonhaltige Präparate
  • Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen (Zytostatika)

Mehr Informationen zum Thema

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V.

Die Fachgesellschaft mit der Erforschung des Schlafes und seiner Störungen sowie mit der klinischen Diagnostik und Therapie von Schlaf-Wach-Störungen.

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