Treffpunkt SprengelHaus

Das Mehrgenerationenhaus „Treffpunkt SprengelHaus“, auch bekannt als  Nachbarschaftsladen im SprengelHaus, ist ein sozial-kultureller Treffpunkt im Sprengelkiez mit offener Tür für alle Kulturen und Generationen. Er bietet Bürgerinnen und Bürgern als auch Initiativen und gemeinnützigen Vereinen Raum für Begegnung, Beratung und Aktivitäten. Seit Beginn 2017 wird das Mehrgenerationenhaus SprengelHaus im Rahmen des Bundesprogrammes Mehrgenerationenhaus  vom Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend (BMFSFJ) in Ko-Finanzierung des Bezirksamtes Mitte von Berlin gefördert. 

Das Interview führten wir mit Frau Claudia Schwarz (Moabiter Ratschlag e. V.).

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1. Wie kam es zur Idee Ihres Angebotes?

Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit sind seit den 90er Jahren Praxis im Stadtteil „Sprengelkiez“. Bereits zu Beginn dieser Arbeit äußerten Bewohnerinnen und Bewohner den Bedarf nach Orten der Begegnung und des gemeinsamen Wirkens. Die Gestalt des jetzigen Mehrgenerationenhauses SprengelHaus entwickelte sich auf der Basis langjähriger Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit und den Erfahrungen mit zwei lokalen Anlaufstellen im Stadtteil. 

Anfänglich als Anlaufstelle konzipiert, ist der Nachbarschaftsladen / Treffpunkt SprengelHaus seit 2004 mit seinen drei unterschiedlichen Funktionsräumen ein Knotenpunkt im Stadtteil für Begegnung, Beratung und Aktivitäten. Geschaffen wurde ein Offener Treff als „Öffentliches Wohnzimmer“ für Gespräche und Austausch. Hier  können sich Interessierte über Angebote des Hauses, des Kiezes und darüber hinaus informieren, Fragen stellen, Ideen loswerden, verweilen oder sich mit anderen austauschen. Im zweiten Raum befindet sich eine Nachbarschaftsküche in der Begegnung mit der (gemeinsamen) Herstellung eigener Speisen verbunden wird. Im dritten Raum, dem Seminarraum, finden u. a. Nachbarschaftsgruppen, Migrant(inn)en(selbst)organisationen, gemeinnützige Vereinsgruppen, Familien sowie Seniorinnen und Senioren einen Ort, um u. a. Erzählcafés, Diskussionsveranstaltungen und Arbeitstreffen durchzuführen.

2. Was macht dieses Angebot in Ihren Augen so wichtig?

Ethnische und kulturelle Vielfalt zeichnen den Berliner Ortsteil Wedding im Bezirk Mitte aus. Etwa jede bzw. jeder Dritte der über 65-jährigen Personen erhält Grundsicherung nach SGB XII und ist von Altersarmut betroffen. Damit sich Menschen unterschiedlicher sozialer Milieus und kultureller Herkunft begegnen und kennenlernen können, bedarf es Orten und Räumen mit Gelegenheiten des Zusammenkommens, des Austausches und gemeinsamer Aktivitäten.

Die verschiedenen Funktionsräume im Mehrgenerationenhaus SprengelHaus bieten Raum für die Aktivitäten der jeweiligen Zielgruppen. Die Räumlichkeiten bieten darüber hinaus niedrigschwellig Gelegenheiten aufeinander zuzugehen.

Es existiert in der Bezirksregion eine große Bandbreite bürgerschaftlichen Engagements, es gibt viele informelle und formelle Netzwerke.  Viele dieser Initiativen erhalten Unterstützung und Raum für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit im Mehrgenerationenhaus. Das Mehrgenerationenhaus ist  vernetzt mit formellen Zusammenschlüssen wie bspw. dem Kiezplenum (Träger der Kinder- und Jugendhilfe und Akteuren der Kinder- und Jugendarbeit). Es gibt eine Zusammenarbeit mit ehrenamtlich agierenden Unterstützungsnetzwerken wie u. a. der Ev. und Kath. Kirche, dem Runden Tisch Sprengelkiez (Initiativen, Bewohnerinnen und Bewohner), mit vielen verschiedenen Migrant(inn)en(selbst)organisationen, die sich für Integration, politische Bildung und Entwicklungszusammenarbeit einsetzen.

Dies geschieht zum Beispiel, wenn im ersten Raum Teilnehmerinnen der Deutschkurse u. a. aus Syrien, dem Iran, Irak, aus Ägypten, Kasachstan oder aus Eritrea zum Austausch zusammensitzen, während sich im zweiten Raum, der Nachbarschaftsküche, Seniorinnen und Senioren zum Mittagstisch treffen und im Seminarraum Studierende der Hochschule der Künste zum Thema „postkoloniale Urbanitäten, postmigrantische Identitäten“ aus der Türkei, aus Peru, Brasilien und Deutschland arbeiten. Themen der Migration werden auf diese Art generations- und länderübergreifend beim gemeinsamen Essen oder Kaffeetrinken benannt und diskutiert.

Des Weiteren bietet die Angebotsstruktur die Möglichkeit einer offenen und niedrigschwelligen Ansprache sowie Beteiligung der Zielgruppen. Neue Ideen und Anregungen werden kontinuierlich aus der Nachbarschaft aufgenommen und bieten Möglichkeiten für neue aktive Gruppen.

3. Wie müssen sich Interessierte die Organisation und Umsetzung der Multiplikatorenschulungen vorstellen?

Das Mehrgenerationenhaus SprengelHaus baut mit folgenden Aktivitäten auf der Arbeit des Treffpunktes SprengelHaus auf:

Es erfolgt der Aufbau einer Anlaufstelle „Rund um Fragen des Älterwerdens“, d. h. Erweiterung der Informationsbasis durch Materialien, niedrigschwelliger Informationsveranstaltungen im Offenen Treff sowie Besuche und Kennenlernen von Fach- und Beratungseinrichtungen, damit auch Regeldienste des Bezirksamtes Berlin Mitte sichtbarer werden.

Zudem gibt es Gruppenangebote für die gemeinsame Begegnung unterschiedlicher Gruppen, generationsübergreifend, niedrigschwellig und familienunterstützend. Es sind Angebote, die dabei unterstützen, sowohl körperlich als auch geistig in Bewegung zu bleiben. Beispiele hierfürsind Gemeinsame Essensangebote, wie das Montag-Frühstück zum Wochenstart oder das gemeinsame Mittagessen für Seniorinnen und Senioren, die Lusthaben mit anderen gemeinsam zu essen oder der Historischer Tanz: Alt und Jung trifft sich, um gemeinsam in Bewegung zu kommen und gleichzeitig das Gedächtnis zu trainieren.

Auch sind wir aktiv beim Aufbau eines Knotenpunktes gemeinsam mit dem Projekt Silbernetz im Treffpunkt SprengelHaus. Das Projekt Silbernetz befindet sich im Aufbau. Mit dem Projekt Silbernetz soll ein Unterstützungsnetz für ältere, vereinsamte oder isoliert lebende Menschen entstehen. Dafür gibt es drei Angebote: ein Soforthilfetelefon, einen Freundschaftsdienst und den Lückenschluss zu Angeboten im Kiez. Das Mehrgenerationenhaus will Knotenpunkt für die Silbernetzfreunde sein und den Aufbau eines nachbarschaftlichen Unterstützungsnetzwerkes begleiten.

4. Können Sie uns fördernde sowie hemmende Faktoren bei der Umsetzung Ihres Angebotes nennen?

Wir pflegen eine offene und niedrigschwellige Ansprache aller Besucherinnen und Besucher; eine Willkommenskultur, die alle Anliegen ernst nimmt und Wege aufzeigt, diese zu bearbeiten. Einfache, aber wirkungsstarke Mittel bilden dazu die Grundlage. Das beginnt mit einer auffallend blauen Bank, die sich vor der Eingangstür des Nachbarschaftsladens befindet, zum Verweilen einlädt, als Auslagefläche für aktuelle Ankündigungen und Informationen dient und zum Weitergeben von Büchern genutzt wird. Des Weiteren fördern mehrere Maßnahmen die Verbreitung unterschiedlicher Informationen, wie z. B.: die Auslage von Informationsmaterialien zu verschiedenen Themenbereichen am Fenster, ein Bücherwand zum Stöbern und Ausleihen, eine sogenannte „Biete-/Suche-Tafel“, die ca. 40 Einrichtungen und Initiativen vorstellt und zeigt, wo engagierte Nachbarinnen und Nachbarn gesucht werden.

Nicht zu vergessen das persönliche Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Laden, in dem weiterführende Kontakte und Wege aufgezeigt werden, um die gestellten Fragen und Themen zu bearbeiten. Nach Bedarf finden Sprechstunden zu Themen statt, die aus dem Stadtteil nachgefragt werden, u. a. zu Fragen rund um die nachbarschaftliche Pflegeunterstützung, zu Gesundheitsthemen oder Bürgersprechstunden mit Politikerinnen und Politikern.

Als weiterer fördernder Faktor ist das große Engagement zu nennen. In der Nachbarschaft setzen sich Nachbarinnen und Nachbarn füreinander ein: Besuchsdienste bei Krankheit, Einkaufsdienste bei Glatteis, Weitergabe von Informationen und Begleitdienste zu Veranstaltungen. Es existiert darüber hinaus eine große Bandbreite des Engagements von unterschiedlichen Initiativen und Vereinen. Sie setzen sich für die Quartiersentwicklung ein: z. B. für die Konzepterstellung einer wohnortgerechten Verkehrsentwicklung, für entwicklungspolitische Themen oder bei der Durchführung von Kultur- und Nachbarschaftsveranstaltungen.

Hemmende Faktoren sind begrenzte Förderzeiträume, zielgruppenbezogene Förderungen und kleinteilige Fördersummen. Diese Bedingungen sind große Herausforderungen für einen gebietsbezogenen und ressortübergreifenden Arbeitsansatz.

5. Was geben Sie denen auf den Weg mit, die Ähnliches planen?

Mehrgenerationenhäuser sind Orte der Begegnung und der Kommunikation. Darüber hinaus  bieten Sie für alle Beteiligten auch einen Experimentierraum, neue Wege und Handlungsansätze ausprobieren zu können. Dabei kommt es darauf an, (immer wieder) den Blick gemeinsam auf die Möglichkeiten, auf die Stärken und Potenziale in den Regionen, in den Stadtteilen, zu richten. Und  es besteht mittlerweile ein großer Fundus an Erfahrungen mit sozialen Innovationen bei Mehrgenerationenhäusern, an die angeknüpft werden könnte.

Bei weiteren Fragen zum Angebot

Claudia Schwarz
Mehrgenerationenhaus SprengelHaus
Treffpunkt SprengelHaus
Moabiter Ratschlag e. V.
Sprengelstraße 15
13353 Berlin
Tel.: 030 459 773 08 / 09
Mail: 
Web: http://sprengelhaus-wedding.de

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