Auge und Augenkrankheiten

Sehen – was ist das?

Wir sehen unsere Umgebung – für die allermeisten von uns ist das von frühester Kindheit an selbstverständlich. Dabei ist Sehen ein sehr vielfältiges Geschehen.

Lichtstrahlen, die von einem Gegenstand reflektiert werden, treffen zunächst auf die Hornhaut des Auges und dann durch die Pupillenöffnung hindurch auf die Augenlinse. Diese bündelt die eintretenden Lichtstrahlen, sodass sie weiter hinten im Auge auf die etwa 120 Millionen licht­empfind­lichen Sinneszellen der Netzhaut treffen.

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Faltblatt "Sehen im Alter"

Das Faltblatt klärt auf über Augenerkrankungen und bietet Tipps, um die Sehkraft möglichst lange zu erhalten.

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Sehen hat viele Seiten: Wir erkennen kleinste Gegenstände auf große Entfernung. Wir genießen die Farbenpracht der Welt. Selbst bei schwachem Licht erkennen wir noch feine Kontraste. Und wir sehen Dinge auch „aus dem Augenwinkel“. Das alles gilt, solange die Augen jung und gesund sind.

Wenn das Auge altert

Die vielen Facetten des Sehens verändern sich im Laufe der Jahre, wenn das Auge altert, auch ohne dass eine Augenkrankheit vorliegt: die Sehschärfe, die Farbwahrnehmung, das Kontrastsehen und das Gesichtsfeld. Der Wandel vollzieht sich allmählich und wird oft nicht bewusst wahrgenommen.

Zur normalen Alterung gehören im Laufe der Jahrzehnte eine Gelbfärbung und eine zunehmende Eintrübung der Augenlinse. Dadurch erreicht weniger Licht die Netzhaut und die Wahrnehmung von Farben verändert sich. Man sieht Kontraste schlechter und fühlt sich bei starkem Licht geblendet. Auch die Sehschärfe kann nachlassen. Ist bei jungen Menschen ein Sehvermögen von 100 Prozent normal, so können bei 75-Jährigen auch 60 bis 100 Prozent als normal angesehen werden. Mit einer Sehschärfe von 50 Prozent kann man immer noch Auto fahren, sofern keine weiteren Seheinschränkungen (z. B. Gesichtsfeldausfälle) bestehen.

Mit Sehhilfen und guter Beleuchtung können viele ältere Menschen ihr Sehvermögen besser nutzen.

Augenkrankheiten

Mit den Folgen der Alterung kommen wir meistens ganz gut zurecht. Doch es gibt auch eine Reihe von Augenkrankheiten, die vor allem im fortgeschrittenen Alter auftreten. Sie können eine ernsthafte Bedrohung für das Augenlicht darstellen, wenn wir nicht rechtzeitig handeln. Die moderne Augenheilkunde ist heute immer häufiger in der Lage, diese Krankheiten erfolgreich zu behandeln. Voraussetzung ist, dass sie rechtzeitig erkannt werden.

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Die Alterssichtigkeit ist eine normale altersbedingte Fehlsichtigkeit, die jeden Menschen betrifft. Wie andere Fehlsichtigkeiten – Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) und Stabsichtigkeit (Astigmatismus) – kann sie durch Brillengläser oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden.

Die meisten Menschen bemerken spätestens ab dem 50. Lebensjahr, dass es allmählich schwieriger wird, Dinge in der Nähe scharf zu sehen. Der Grund dafür ist, dass sich das Auge nicht mehr so gut auf Objekte in unterschiedlicher Entfernung einstellen kann. In der Jugend ist die Linse des Auges weich und kann sich verformen. So verändert sich die Brechkraft, wenn wir Dinge in der Nähe betrachten. Im Alter geht diese Flexibilität nach und nach verloren. Mit einer Lesebrille lässt sich die Alterssichtigkeit ausgleichen. Die Stärke der Brillengläser muss dann der zunehmenden Alterssichtigkeit angepasst werden.

Auch Menschen, die nur eine Brille „für die Nähe“ brauchen, sollten ihre Sehschärfe deshalb regelmäßig augenärztlich kontrollieren lassen. Dabei kann die Augenärztin oder der Augenarzt zugleich die Gesundheit der Augen überprüfen. Augenkrankheiten, die zu ernsten Sehbehin­derungen führen, können so rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Diabetische Netzhauterkrankung (Diabetische Retinopathie)

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Eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus, kurz Diabetes genannt) kann Folgeerkrankungen hervorrufen. Eine davon greift das Sehvermögen an: die diabetische Retinopathie. Ein dauernd erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Blutgefäße, auch die der Netzhaut. Blutungen und auch die Neubildung krankhafter Gefäße sind möglich. Diese bedrohen das Sehvermögen.

Anzeichen

Die Netzhauterkrankung verläuft zunächst ohne auffällige Symptome. Deshalb bemerken viele Menschen sie erst sehr spät. Doch gerade zu Beginn der Krankheit sind die Behandlungsaussichten größer. Darum sollten jede Diabetikerin und jeder Diabetiker sich sofort nach der Diagnose augenärztlich untersuchen und dann regelmäßig die Netzhaut kontrol­lieren lassen. Dazu raten die medizinischen Fach­gesell­schaften und Selbsthilfeverbände. So kann eine Behandlung rechtzeitig eingeleitet werden.

Behandlung

Heute stehen je nach Krankheitsstadium verschiedene Therapien zur Verfügung, wie eine Laserbehandlung oder auch Injektionen in das Auge, die krankhafte Gefäßneubildungen hemmen. Optimal eingestellte Blutzucker- und Blutdruckwerte helfen, (auch) das Sehvermögen zu erhalten. Rauchen ist unbedingt zu vermeiden!

Weitere Informationen bietet das Diabetesinformationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD)

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Die Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) ist die häufigste Ursache für Sehbehinderungen im Alter. Gerade an der Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, sorgt eine krankhafte Veränderung der Netzhaut für einen fortschreitenden Sehverlust in der Mitte des Gesichts­­felds. Die Betroffenen können ausge­rechnet das nicht mehr erkennen, was sie direkt betrachten. Beim Lesen sind genau die Buch­staben unscharf, die man anschaut. Beim Betrachten von Fotos fehlt die Mitte des Bildes und es fällt immer schwerer, Gesichter zu erkennen. Rundherum bleibt allerdings das Sehen erhalten, damit ist die Orientierung im Raum weiter möglich.

Erkrankungsformen und Behandlung

Bei der AMD wird zwischen einer „trockenen“ und einer „feuchten“ Form unterschieden. Die feuchte AMD führt schnell zu Seh­verlust, kann aber mit Medikamenten­gaben ins Augeninnere verlangsamt oder sogar aufgehalten werden.

Gegen die wesentlich häufiger auftretende trockene AMD, die nur langsam fortschreitet, gibt es bislang keine Therapie. Wissen­schaftliche Studien haben aber gezeigt, dass sich eine gesunde, vitaminreiche Ernährung – in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt auch bestimmte Nahrungs­ergän­zungsmittel – positiv auf den Verlauf dieser Krankheit auswirken können. Rauchen dagegen erhöht das Risiko, an AMD zu erkranken, und beschleunigt den Verlauf.

Gute Beleuchtung und spezielle Sehhilfen tragen dazu bei, AMD-Patientinnen und -Patienten das Leben zu erleichtern.

Hinweis

Betroffene beschreiben den zentralen Gesichtsfeldausfall so: „Immer dort, wohin ich blicke, sehe ich nichts!“ Wenn Sie bei sich eine akute Sehverschlechterung bemerken, gerade Linien (Fensterkreuz, Kacheln) verzerrt wahrnehmen oder beim Lesen einzelne Wörter verschwom­men sehen, sollten Sie umgehend eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen.

Grauer Star (Katarakt)

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Der Graue Star ist eine der häufigsten Augenkrankheiten im Alter. Im Laufe des Lebens trübt sich die ursprünglich klare Augen­linse langsam ein. Man merkt es frühestens dann, wenn sich eine Sehverschlechterung nicht mehr mit Brillengläsern ausgleichen lässt. Wenn die Eintrübung stärker wird, sehen die Betroffenen wie durch eine Milchglasscheibe. Farben werden immer blasser und Kontraste immer schwächer.

Behandlung

Die einzige Behandlungsmöglichkeit ist die Staroperation. Der Eingriff ist heute für Patientinnen und Patienten wenig belastend: Sie können meist noch am Tag des Eingriffs wieder nach Hause. Nur mit feinsten Schnitten von zwei bis drei Millimetern Breite wird der Augapfel geöffnet. Dann wird die getrübte Augenlinse durch eine künstliche Linse ersetzt, deren optische Wirkung in aller Regel dafür sorgt, dass die Patien­tinnen und Patienten eine gute Sehleistung ohne Brille für die Ferne erreichen. Sie brauchen dann nur noch eine Lesebrille für die Nähe. Es gibt auch Spezial­linsen, die eine größere Unabhängigkeit von der Brille ermög­lichen, sie kommen jedoch nicht für alle Patientinnen und Patien­ten in Frage und setzen eine eingehende Beratung durch eine Augenärztin oder einen Augenarzt voraus. Eine Erblindung wegen des Grauen Stars kommt heute in Deutsch­land fast nicht mehr vor.

Grüner Star (Glaukom)

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Der Name Glaukom bezeichnet eine Gruppe von Krankheiten, die eins gemeinsam haben: Nach und nach sterben die Fasern des Sehnervs ab, der das Auge mit dem Gehirn verbindet. In Deutschland sind etwa 950.000 Menschen am Glaukom erkrankt; mindestens zwei Millionen haben bereits eine Vorstufe dieser tückischen Krankheit, wissen es aber nicht. Risikofaktoren sind neben einem höheren Lebensalter und erblich bedingter Veranlagung eine höhere Kurzsichtigkeit (Myopie) ab ca. fünf Dioptrien oder eine bestehende Diabeteserkrankung.

Anzeichen

Ein chronisches Glaukom entsteht und verläuft zunächst unbemerkt, denn es bereitet weder Schmerzen noch andere Beschwer­den. Eine für den Betroffenen erkennbare Sehbeeinträchtigung tritt erst ein, wenn bereits der größte Teil der Sehnervenzellen unwiederbringlich zerstört ist. Die dadurch verur­sach­ten Gesichtsfeldausfälle lassen sich nicht wieder rückgängig machen.

Früherkennung

Die augenärztlichen Fachgesellschaften empfehlen ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige Untersuchung zur Früh­er­kennung eines Glaukoms. Empfohlen werden die Messung des Augeninnendrucks und die Beurteilung des Sehnervs. Dazu wird der Augen­hinter­grund mit einem Spezial­mikroskop, der Spalt­lampe, kontrolliert. Diese Unter­su­chung kann ergänzt werden durch die Messung der Hornhautdicke. Bei der Früher­kennungsuntersuchung handelt es sich um eine individuelle Gesund­heits­leistung (IGeL-Leistung). Das heißt, die Kosten müssen selbst getragen werden. Die Unter­suchungskosten werden in der Regel dann von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn konkrete Verdachts­momente für eine Erkrankung bestehen oder bereits ein erhöh­ter Augeninnendruck bekannt ist.

Behandlung

Wenn ein Glaukom rechtzeitig erkannt wird, kann sein Fortschreiten häufig durch täglich zu tropfende Augen­medika­mente aufgehalten werden. Wenn die Medikamente nicht helfen oder wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten ist, können eine Laserbehandlung oder eine Operation das Sehvermögen erhalten. Bereits verlorenes Sehvermögen lässt sich jedoch durch diese Maßnahmen nicht zurückgewinnen.

Netzhautablösung (Amotio oder Ablatio retinae)

Bei einer Netzhautablösung löst sich die lichtempfindliche Schicht des Auges, die Netzhaut (Retina), von dem darunter liegenden Gewebe ab. Dadurch wird die Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen unterbrochen. Nur sofortige augenärztliche Behandlung kann verhindern, dass bleibende Schäden entstehen, die bis zur Erblindung führen.

Anzeichen und Behandlung

Frühe Symptome sind die Wahrnehmung von Lichtblitzen oder eines Schwarms dunkler Punkte (Rußregen). Wenn sich die Netzhaut bereits ablöst, hat der oder die Betroffene den Eindruck, als schiebe sich eine Mauer oder ein dunkler Vorhang vor das Gesichtsfeld. Das ist ein Notfall! Suchen Sie bitte sofort eine Augenarztpraxis oder die Notaufnahme einer Augenklinik auf, wenn Sie solche Symptome wahrnehmen. Mit einer Laserbehandlung lässt sich die Ablösung häufig stoppen. In einigen Fällen kann eine Operation notwendig sein.

Gemeinsam das Sehvermögen erhalten

Bericht aus einer ärztlichen Praxis
Wenn Menschen erfahren, dass sie an einer Augenkrankheit leiden, sind sie vielleicht zu aufgeregt, den Ausführungen der Ärztin oder des Arztes zu folgen. Viele Fragen, die sie stellen möchten, fallen ihnen erst ein, nachdem sie das Sprechzimmer verlassen haben. Da ist ein weiterer Termin für ein persönliches Gespräch oft sinnvoll. Der Augenarzt Prof. Dr. med. Bernd Bertram berichtet über seine Erfahrungen.

Meistens kann die Augenärztin oder der Augenarzt helfen: Am einfachsten ist es bei der Alterssichtigkeit - die Betroffenen erhalten eine Brillenverordnung. Der Graue Star, die häufigste Augen­krankheit im Alter, kann mit einer meist ambulant ausgeführten Operation geheilt werden.

Bei anderen Krankheiten ist die Diagnose der Beginn einer andauernden Partnerschaft: Gemeinsam können sie chronische Krankheiten wie das Glaukom, diabetische Netz­hauterkrankungen und auch die feuchte Alters­abhängige Makula-Degeneration in den Griff bekommen und einen Sehverlust stoppen oder ganz vermeiden. Mit modernen Untersuchungsmethoden kann die Augenärztin oder der Augenarzt den Verlauf der Krankheit detailliert verfolgen und bei Bedarf die Therapie anpassen. Dafür ist es wichtig, dass die Betroffenen die Termine für Kontrolluntersuchungen zuverlässig wahrnehmen. Im Falle der feuchten AMD etwa stehen sie alle vier Wochen an. Die Patientinnen und Patienten können selbst viel für die Gesundheit ihrer Augen tun, indem sie die Therapieanweisungen sorgfältig befolgen. So werden beim Glaukom oft mehrfach am Tag Medikamente ins Auge getropft. Wer das zuverlässig macht, hat die Chance, über Jahre hinweg sein Sehver­mögen zu erhalten. Viele Dinge, die für die Lebensqualität im Alter wichtig sind, bleiben dann möglich: mobil bleiben, lesen, seinen Hobbys nachgehen.

Die Behandlung chronischer Augenkrankheiten ist eine Herausforderung für Augenärztinnen und -ärzte: Der Bedarf an Beratung ist groß und die Betreuung der Patientinnen und Patienten aufwendig. Moderne Untersuchungsgeräte liefern wertvolle Informationen über den Krankheitsverlauf und den Erfolg der Behandlung, doch hier stellt sich oftmals die Frage der Kostenübernahme.

Schließlich gibt es Fälle, bei denen die Augenärztinnen und Augenärzte an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen: Dann können sie Kontakte zu Beratungsstellen und Selbsthilfe­organi­sationen herstellen. Diese zeigen Wege auf, wie auch mit einer Sehbehinderung oder Blindheit ein eigenständiges, erfülltes Leben möglich ist.

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