Schlaf und seine Veränderungen

Wie viel Schlaf brauche ich?

Untersuchungen zufolge schlafen Menschen im mittleren Alter durchschnittlich etwa 7,5 Stunden. Jedoch ist der Schlaf so individuell wie die eigene Handschrift: Es gibt Kurz- und auch Langschläfer – nicht zu verwechseln mit Früh- oder Spätaufstehern. Manch einer fühlt sich nach bereits 5 Schlafstunden erholt, während der andere 11 Stunden benötigt, um körperlich und geistig fit zu sein. Entscheidend für die beste Schlafdauer ist, ob man sich am nächsten Tag frisch und ausgeruht fühlt.

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Faltblatt "Ausgeschlafen im Alter"

Das Faltblatt gibt Tipps für ältere Menschen und deren Angehörige für einen gesunden und erholsamen Schlaf.

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Was ist Schlaf?

Der gesunde Schlaf und seine Phasen

Während wir schlafen, laufen im Körper viele notwendige Prozesse für unsere körperliche und geistige Erholung ab. Der Schlaf eines gesun­den Erwachsenen besteht aus einer Abfolge von etwa 90-minütigen Zyklen, jeweils beginnend mit einer sehr leichten Schlafphase. Nach der Einschlafphase sinkt der Körper langsam in den tiefen Schlaf. Dieser ermöglicht unsere körperliche Erholung und er fördert die Leis­tungs­fähigkeit unseres Immunsystems. Wachstumshormone sind dann aktiv, gleichzeitig findet eine Zellreparatur statt. Zudem ist der Tief­schlaf von Bedeutung für ein gut funktionierendes Gedächtnis.

Ein Schlafzyklus endet mit dem sogenannten REM-Schlaf. „REM“ steht für die schnellen Augenbewegungen (engl.: rapid eye movement), die für diese Schlafphase bezeichnend sind. Hier finden die lebhaftesten Träume statt, daher wird dieses Schlafstadium auch gern als Traum­schlaf bezeichnet. Die Muskulatur ist dabei so tiefenentspannt, dass der Körper in diesem Moment wie gelähmt ist. Diese maximale Erschlaf­fung der Muskulatur verhindert, dass lebhafte Träume während des Ruhens aktiv ausgelebt werden. Sie dient damit auch zu unserem eigenen Schutz.

Der REM-Schlaf sorgt hauptsächlich für die geistige Erholung. Tagsüber Erlebtes wird verarbeitet, unwichtige Gedächtnisinhalte werden gelöscht. Die REM-Schlafphasen werden über die gesamte Nacht betrachtet immer länger, während der Tiefschlaf eher in der ersten Nacht­hälfte überwiegt. Beide Schlafphasen nehmen zusammen bis zu 50 Prozent des Gesamtschlafs ein. Der gesunde Schlaf besteht somit mindes­tens zur Hälfte aus Leichtschlafphasen, in denen man sehr schnell geweckt werden kann.

Generell erwacht der gesunde Mensch durchschnittlich zwanzigmal pro Nacht aus seinem Schlaf. Dies bemerkt er allerdings meist erst im höheren Lebensalter bewusst, wenn die Häufigkeit und Dauer der Wachphasen zunehmen.

Hormone steuern unseren Schlaf-Wach-Rhythmus

Der rhythmische Wechsel vom Tag zur Nacht wird durch unsere „innere Uhr“ – eine erbsengroße hormonproduzierende Drüse in unserem Gehirn – gesteuert. Hierbei handelt es sich um eine Art „Hauptuhr“ (englisch: master clock), die verschiedene natürliche Vorgänge in andere Regionen des Körpers aufeinander abstimmt und dirigiert. Das hat Einfluss darauf, wann wir Hunger haben, wann wir besonders leistungs­fähig sind oder wann wir müde werden. Dabei orientiert sich diese innere Uhr vor allem am Licht und mithilfe von Informationen aus unserer Umwelt. Die jeweilige Lichtintensität wird dabei kontinuierlich durch besondere Zellen (Melanopsin-Zellen) in der Netzhaut der Augen gemes­sen und an die maßgeblichen Orte im Hirn gemeldet. Von dort gelangen die Informationen in andere Regionen des Körpers.

An unserem Schlafprozess sind viele Hormone beteiligt. Die wichtigste Rolle spielen dabei Melatonin, Cortisol und Serotonin. Für den Schlaf­prozess wird besonders das Hormon Melatonin benötigt, das vorwiegend abends und nachts aktiv ist. Es lässt uns müde werden und ein­schla­fen. Gerade das Melatonin wird durch Licht gesteuert: Ist unsere Umgebung hell erleuchtet, wird die Produktion unterdrückt. Gegen Morgen vertreibt der „Wachmacher“ Cortisol das Melatonin aus dem Körper. Tagsüber ist neben dem Cortisol vor allem das Serotonin aktiv. Bekannt auch als das körpereigene „Glückshormon“, hebt es unsere Stimmung, wirkt entspannend und hemmt die bewusste Wahrnehmung von Schmerzen.

Dieses hormonelle Zusammenspiel, bei dem noch viele andere Botenstoffe beteiligt sind, verändert sich mit den Jahren, da sich die Hormon­produktion insgesamt verändert. Der Tag-Nacht-Rhythmus gelangt so etwas aus dem Takt, auch die Schlafgewohnheiten verändern sich: Mit zunehmendem Alter neigen Menschen dazu, früher ins Bett zu gehen und einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu halten.

Schlafbedürfnis nach Jahreszeit?

In der dunkleren Jahreszeit steigt unser Schlafbedürfnis. Das lichtabhängige Schlafhormon Melatonin wird in den lichtarmen Wintermonaten vermehrt ausgeschüttet und bewirkt, dass wir früher ermüden. Tageslichtlampen können helfen, den Tag-Wachrhythmus zu stabilisieren und die erhöhte Müdigkeit zu verringern.

Von Eulen und Lerchen

Wie bei den Lang- und Kurzschläfern gibt es unterschiedliche Typen („Chronotypen“), was den persönlichen Schlaf-Wach-Rhythmus angeht. Auch dies ist angeboren. Die Extreme sind dabei die Morgentypen (auch „Lerchen“ genannt) und Abendtypen („Eulen“). Lerchen sind bereits früh morgens fit und leistungsfähig, gehen allerdings auch zeitig am Abend ins Bett. Bei den Eulen ist es genau umgekehrt: Während sie abends erst spät müde werden und nicht selten erst lange nach Mitternacht zu Bett gehen, kommen sie am Morgen nur schwer aus den Federn. Beide Typen haben es in der Gesellschaft daher nicht so einfach. Während sich die extremen Eulen kaum an frühe Schul- und Arbeits­zeiten gewöhnen können, verabschieden sich Lerchen aufgrund ihrer frühen Ermüdung meist früh von geselligen Abend­veranstal­tungen. Allerdings liegen die meisten erwachsenen Menschen eher im Mittelfeld zwischen Lerche und Eule und können sich dem Alltag dementsprechend gut anpassen.

Obwohl der besagte Chronotyp angeboren ist, verändert auch er sich im Laufe des Lebens: Während man im frühen Kindesalter generell eher zur Lerche tendiert, verändern sich die meisten Jugendlichen vor und während der Pubertät zu extremen Spättypen. Erst mit dem Eintritt ins Erwachsenalter kommt der „wahre“, angeborene Chronotyp zum Vorschein. Im höheren Lebensalter entwickelt er sich dann wieder Richtung Lerche zurück – ältere Menschen neigen dazu, früher zu erwachen und aufzustehen.

Veränderungen des Schlafes mit zunehmendem Alter

Nicht nur die Schlafgewohnheiten ändern sich im Verlauf des Lebens, sondern auch der Schlaf in seiner Struktur. Ältere Menschen haben einen leichteren Schlaf, denn der Tief- und Traum­schlaf­anteil verringert sich zunehmend. Am deutlichsten zeigt sich diese Abnahme beim Tiefschlaf.

Die Leichtschlafphasen nehmen dagegen zu, was zu einem häufigeren Erwachen und auch zu längerem Wachliegen führen kann. Zudem ist die Gesamtschlafzeit (leicht) reduziert; man wacht häufiger frühmorgens auf. Diese ganz normalen Veränderungen führen dazu, dass viele ältere Menschen das Gefühl haben, unruhiger und oberflächlicher zu schlafen und sich deswegen morgens nicht immer frisch und erholt zu fühlen.

Gerne wird versucht, fehlende Schlafstunden durch einen längeren Mittagsschlaf oder mehrere kleinere Nickerchen auszugleichen. Westliche Länder sind geprägt von der „8-Stunden-Kultur“; durch einen Mittagsschlaf wandelt sich der einphasige Schlaf damit zu einem Schlafrhythmus mit mehreren Abschnitten. Gegen diese neue Gewohnheit ist nichts einzuwenden, solange man sich darüber bewusst ist, dass damit sowohl die abendliche „Bettschwere“ als auch die Gesamtschlafzeit in der Nacht abnimmt. Generell müssen Sie bei Schlafgewohnheiten, die aus mehreren Abschnitten bestehen, alle Schlafzeiten zusammenzählen, um auf die tatsächliche Gesamtschlafzeit innerhalb von 24 Stunden zu kommen.

Mythen rund um den Schlaf

Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Obwohl das Thema „Schlaf“ in den Medien zunehmend populär geworden ist, halten sich manche Meinungen hartnäckig. Folgende Mythen rund um den erholsamen Schlaf sind überholt oder schlicht falsch.

Der Schlaf vor Mitternacht ist generell der beste.
Falsch: Die geregelte Abfolge der verschiedenen Schlafphasen tritt unabhängig vom Einschlaf­zeit­punkt auf. Zu frühes Zubettgehen führt eher zu frühem Erwachen.

Der gesunde Schlaf besteht aus mindestens 8 Stunden Schlafzeit.
Falsch: Die persönlich benötigte Schlafdauer ist von Person zu Person unter­schiedlich. Wichtig ist, dass man sich am Tage fit, konzentriert und leistungs­fähig fühlt.

Der gesunde Schlaf besteht nur aus Tiefschlaf.
Falsch: Denn der Tiefschlaf zeigt sich vorwiegend in der ersten Nachthälfte mit einem Anteil von 15 bis 25 Prozent an der Gesamt­nacht.

Erholsam ist mein Schlaf nur, wenn ich durchschlafe.
Falsch: Mehrmals aufzuwachen gehört zu einem gesunden Schlaf dazu und ist für den Körper durchaus sinnvoll (z. B. Lagewechsel).

Nach einer schlechten Nacht muss ich länger schlafen, damit ich den Schlaf nachholen kann.
Falsch: Der Körper reguliert einen Schlafverlust, indem er nach schlechten Nächten selbstständig die Schlaf­qualität verbessert und weniger die Dauer des Schlafes.

Die nächtliche Schlafqualität allein bestimmt das Tagesbefinden. Hat man schlecht geschlafen, sollte man sich tagsüber schonen.
Falsch: Das Tagesbefinden ist nicht nur vom Schlaf abhängig. Ausreichend Aktivität am Tag ist zudem wichtig für einen erholsamen Nacht­schlaf.

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