Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB)

Edith Faust (90 Jahre) ist seit 1995 wohnhaft in der Berliner Seniorenstiftung Prenzlauer Berg und ist Teilnehmerin der ersten Stunde an dem „Lübecker Modell Bewegungswelten“ (LMB) in Berlin. Mit dem LMB werden Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und kognitive Fähigkeiten älterer und hochaltriger Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen gefördert. Das Präventionsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wird in Berlin seit Mitte 2017 in stationären Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen des altersgerechten Wohnens in der Modellregion Berlin-Pankow umgesetzt.

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1. Erzählen Sie uns gerne zum Einstieg etwas von sich.

Ich bin 1929 in Berlin geboren, also eine Urberlinerin und habe Putzmacherin, heutzutage Hutmacherin genannt, gelernt. Da der Beruf ausgestorben ist, habe ich dann zehn Jahre in der Küche einer Pflegeeinrichtung gearbeitet, zwei Töchter großgezogen und meine Mutter und meinen Vater versorgt. Bekannte von mir leben auch hier in der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg. Ich habe sie ein paar Mal besucht und dann entschieden, mich für einen Platz hier anzumelden.

2. Was hat Sie dazu bewegt, teilzunehmen?

Ich nehme seit Anfang an, also November 2017 an dem Angebot teil. Ein Mitarbeiter der Einrichtung erkundigte sich, wer Interesse an dem neuen Bewegungsangebot hat und da habe ich mich eben auch gemeldet, denn Bewegung tut immer gut. Bevor ich 1995 in die Pflegeeinrichtung eingezogen bin, habe ich ab und zu an einer Gruppe für Seniorengymnastik teilgenommen und habe damals schon gemerkt, dass es mir guttut.

Es ist die erste Bewegungsgruppe hier in dieser Form. Zwar findet an anderen Tagen auch Bewegung im großen Saal statt, jedoch für alle Bewohnerinnen und Bewohner, auch diejenigen, die schon sehr stark körperlich eingeschränkt sind. Da ist diese Bewegungsgruppe noch aktiver.

3. Was gefällt Ihnen am LMB besonders gut?

Es ist schön, dass auch ein paar Bewohnerinnen und Bewohner hier dabei sind, die noch „ein bisschen Köpfchen“ haben. Wir haben zwar nicht viel Zeit zum quatschen aber während der Bewegungswelten macht es Spaß. Die Bewegungswelten „Auf dem Feld“, „im Garten“ und „auf dem Acker“ finde ich besonders gut, wohingegen „Flug ins All“ eher nichts für mich ist. Das ist mir zu weit und zu hoch. Die Musik zu den Übungen gefällt mir auch, ebenso die Übungen mit dem Ball oder den Tüchern und das Balancieren.

4. Können Sie beschreiben, wie eine Stunde LMB in Ihrer Gruppe aussieht?

Wir treffen uns immer zweimal die Woche, Montag und Mittwoch von 15.30 bis 16.30 Uhr. Im Großen und Ganzen haben wir in der Gruppe unsere festen Plätze und beginnen mit einer gemeinsamen Position. Von den Händen bis zu den Füßen sind verschiedene Übungen dabei. Mal in die Luft und wieder nach unten, mal drehen, rückwärts und wieder vorwärts. Bisher haben wir verschiedene Bewegungswelten, z. B. „Im Garten“ oder „Hausarbeit“ gemacht.

Zur ersten Stunde kannten wir uns alle nicht, obwohl drei der Teilnehmenden auch auf meinem Wohnbereich wohnen. Mittlerweile informieren wir uns gegenseitig, dass wir die Bewegungsstunde nicht verpassen.

5. Die Übungen zielen auf die Förderung Ihrer Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Gedächtnisleistung ab. Gibt es in Ihrem Alltag Momente, in denen Sie merken, dass die Übungen Ihnen helfen?

Ende letzten Jahres hatte ich einen Oberschenkelhalsbruch und musste ins Krankenhaus. Als ich zurückkam, musste ich wieder von vorne anfangen und schauen, dass alles wieder „in die Gänge kommt“. Ich habe sofort wieder an der Bewegungsgruppe teilgenommen. Auch wenn es mit Anstrengung verbunden war, hat es gutgetan. Nach dem Oberschenkelhalsbruch ist es mir schwergefallen aus dem Sitzen wieder aufzustehen und ich musste mich immer abstützen. Mittlerweile kann ich dank der Übungen auch wieder allein aufstehen, ohne mich abzustützen. Ich merke auch, dass die Übungen sich auf das Laufen auswirken, wobei ich längere Strecken nur mit Rollator gehe. Aber zu dieser Stunde oder anderen Veranstaltungen im Hause komme ich immer ohne Rollator.

6. Empfehlen Sie das LMB anderen Bewohnerinnen und Bewohnern weiter?

Ich finde Gymnastik und Bewegung ist für Jedermann gut. Für die Übungen in der Gruppe ist es schon wichtig, dass man mit dem Kopf dabei ist, um auch folgen zu können. Bei den Übungen, die allein nach der Gruppe umgesetzt werden sollen bin ich ehrlich gesagt etwas faul. Das ist mir persönlich zu viel Arbeit, da muss man schon motiviert sein.

Gesundheitliche Chancengleichheit

Der Kooperationsverbund wurde 2003 von der BZgA initiiert. Sein zentrales Ziel ist die Stärkung und Verbreitung guter Praxis in Projekten und Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten.

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